„Das Leben ist hart und ungerecht.“ „Sowas muss man als Frau schon aushalten.“ „Streng dich doch mehr an, sonst wirst du keinen Erfolg haben.“ „Wenn du dich nicht anpasst, wirst du ewig allein bleiben.“ Brav sein, lieb sein und Ja sagen, erfolgreich sein und alles unter Kontrolle haben.
Solche oder ähnliche Anforderungen sind es, die wir von gesellschaftlichen und familiären Systemen übernommen haben. Schon in der Kindheit beginnen wir damit, uns mit Eigenschaften, Verhaltensweisen und Lebenskonzepten zu identifizieren, die gar nicht zu uns passen.
Glaubenssätze sind übernommene Wertvorstellungen, die uns mehr oder weniger bewusst sind und uns Orientierung bieten. Sie sind soetwas wie Überzeugungen darüber, wie das Leben sein könnte und wie wir uns verhalten, fühlen und denken müssten, um wertvoll und erfolgreich zu sein.
Sofern wir uns an diese halten, ernten wir meist Anerkennung und Lob, Zugehörigkeit und Gemeinschaft, Schutz und Sicherheit sowie Liebe und Aufmerksamkeit. Doch dafür zahlen wir einen hohen Preis: Häufig bemerken wir irgendwann, dass sich all das „nicht echt anfühlt“ und dass der „goldene Käfig“ beziehungsweise die „übernommene Zwangsjacke“ zwar viele Vorteile mit sich bringen, wir uns allerdings immer unruhiger, ängstlicher und ausgelaugter fühlen. Die innere Zerrissenheit und der Hunger nach Lebendigkeit, Spontanität, Kreativität und Sinnlichkeit werden fast unerträglich groß.
Leider ist es häufig so, dass wir eigene von fremden Stimmen in uns vorerst nicht eindeutig unterscheiden können, da uns diese schon so lange begleiten. Psychotherapie stellt eine Möglichkeit dar, sich bewusst zu machen, welche entwickelten Lebensweisen nicht dem entsprechen, was von innen heraus erlebt werden möchte. Sich nicht länger hinter gesellschaftlichen Normen zu verstecken, erfordert sehr viel Mut! Dafür ist es wichtig, eigene Prioritäten, Ziele und Werte zu benennen und dabei sehr ehrlich mit sich selbst zu sein. Sich dann konsequent nach diesen auszurichten und fremde Anteile anhand unterschiedlicher therapeutischer Methoden entsprechend an die jeweiligen Adressaten,*-innen zurück zu geben, sind wichtige Schritte in solchen Befreiungsprozessen.
Woran erkennen Sie, dass Sie Ihr Leben an fremden Wertmaßstäben ausrichten und wodurch gelingt es Ihnen, sich auf eigene Werte und Vorlieben zu besinnen und sich an diesen zu orientieren?