Sternenkinder – Wenn Ankunft und Abschied nah beieinander liegen

„Mein liebstes kleines Baby! 

Heute erfahre ich eine der wichtigsten Nachrichten meines Lebens: ich warte gerade im Krankenhaus darauf zu erfahren, ob du noch bei mir bist. Wir haben uns jetzt einige Wochen so riesig über deine Ankunft gefreut – alles schien perfekt zu sein. Bis  zu dieser Woche. Meine Blutungen machen mir große Sorgen. Jetzt weiß ich nicht einmal, ob du noch da bist. Es ist mein größter Wunsch, dich hier zu haben und ich würde gerade alles auf mich nehmen, damit du bleibst. Aber ich befürchte, das liegt nicht mehr in meinen Händen. Ich vertraue darauf, dass das passiert, was für dich am besten ist und trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass du zu uns kommst.  

Ich liebe dich und werde auf dich warten! Deine Mama!“

Bei der darauffolgenden Untersuchung stellte sich heraus, dass die starken Blutungen mit einer Fehlgeburt zusammenhingen. Das Baby hatte sich bereits verabschiedet.

Die Freude über ein neues Familienmitglied und die Vorfreude auf dieses bereits erträumte Miteinander in naher Zukunft sind bei einer erhofften Schwangerschaft sehr groß. Gefühle des Glücks und der Lebensfreude sowie Gedanken bezogen auf die bevorstehende Lebensform erfüllen die gesamte Familie. Mit einer Fehlgeburt bricht eine kleine heile Welt zusammen. Von einen auf den anderen Moment ist alles anders: jemand, der noch gar nicht ganz da war, fehlt plötzlich – fehlt so sehr, dass der Schmerz, die Trauer und die Wut unerträglich groß sind.

Sternenkinder, so nennt man Babies, die vor, während oder kurz nach der Geburt versterben, sind viel häufiger als man das voneinander erfährt. Scham, Schuldgefühle und auch der Schutz vor übergriffigen Kommentaren und unsensiblen Ratschlägen verhindern eine offene Kommunikation über solch schmerzvolle Erfahrungen.

Die (stille) Unterstützung von Mitmenschen ist in einer solchen Situation unendlich wertvoll: Die Übernahme alltäglicher Aufgaben, eine Umarmung, das Ermöglichen von Freiräumen für die Familie oder das Anbieten eines Gesprächs können sehr heilsam sein. Im Rahmen einer Psychotherapie kann dabei unterstützt werden, Worte für den Verlust zu finden, einen würdigen Rahmen in Form eines Rituals für den Abschied zu gestalten und Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Eine bewusste Hingabe an eine solch anspruchsvolle Aufgabe, sowohl die Ankunft als auch den Abschied eines Kindes im eigenen Körper zu erfahren, kann dabei helfen, wieder Kraft, Stabilität und Sinnhaftigkeit zu erfahren. Als Mama, als Papa und auch als Schwester und Bruder.

Was hat Ihnen am meisten geholfen, sich von Ihrem Baby zu verabschieden und in welcher Form begleitet es Sie noch heute?

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