„Heute ist Samstag. Schon Ende Mai. Jahr: 2020. Gestern war es wieder so weit. Meine Menstruation. Zum 11. Mal seit wir es versuchen… Wieder völliger Zusammenbruch. Nicht schwanger. Schon wieder nicht. Noch immer nicht. Vorfreude? Ja klar, spüre ich sie – immer dann, wenn es sich so anfühlt, als hätte es diesmal geklappt. Immer dann, wenn da die Vermutung ist, dass diesmal vielleicht doch jemand eingezogen ist. In meinen Körper. In meinen Bauch. Der Frust wird immer größer. Fast unerträglich groß. Ich hasse es, wenn Menschen auf meinen Bauch starren und ich ihre Gedanken höre: „Noch immer nicht.“ Oder wenn sie ganz ungeniert kommentieren: „Jetzt wird es aber schon höchste Zeit.““
Ein noch nicht erfüllter Kinderwunsch? …ist ein weit verbreitetes Thema. Viele Menschen leiden darunter – nicht nur Frauen – besonders auch Partnerschaften. Sie fühlen sich frustriert, vom Leben enttäuscht. Sie ziehen sich häufig zurück. Großes Schweigen. Sich damit zu schützen, nicht jedem davon zu erzählen, kann sehr sinnvoll sein, weil es den eigens erlebten Druck minimiert. Sich gegenüber ausgewählten Personen zu öffnen, ist genauso wichtig, weil es entlastend sein kann zu hören:
- dass es ok ist, traurig zu sein.
- dass es nicht an dir liegt.
- dass es sich wie eine Ewigkeit anfühlen kann, es aber häufig lange dauert, bis sich das große Glück einstellt.
Neben der Empfehlung zu einer körperlich-medizinischen Abklärung, wird es in meiner psychotherapeutischen Begleitung meistens als sehr hilfreich erlebt, sich seinem Wunsch zu widmen und ihm entsprechend einen Platz einzuräumen, damit man einerseits sein Selbstvertrauen und seine Zuversicht stärkt und andererseits der Wunsch nicht im (Lebens-)Weg steht, sondern inspirierend vom Wegrand aus hervorleuchten kann.
Wie gehen Sie damit um, wenn ein Wunsch lange braucht, um in Erfüllung zu gehen? Was ist es, was Ihnen am meisten hilft, um im Vertrauen zu bleiben?
